„Elementarer Baustein für die Entscheidungsfindung“

Im wahrsten Sinne über Stock und Stein führte die kürzlich unternommene Wallfahrt der dominikanischen Noviziate durch Südfrankreich und Spanien: Über 5000 Kilometer auf den Spuren des heiligen Dominikus legten das Noviziat der Arenberger Dominikanerinnen und das Noviziat der deutschsprachigen Dominikaner gemeinsam vom 24. April bis 8. Mai 2023 zurück. 14 Tage, 13 Orte – so das nüchterne Fazit. Doch die erlebte schöne Gemeinschaft, die bereichernden Eindrücke, Begegnungen und Inspirationen sind die eigentlichen „Früchte“ der Wallfahrt.

„14 Tage betend, feiernd, sich austauschend, staunend an Orten unterwegs, die unsere Berufung in der Nachfolge stärken sollen – das war Ziel und Sinn unseres Unternehmens“, fasst der Wormser Novizenmeister fr. Laurentius Höhn, der mit zwei Brüdern in Formation unterwegs war, zusammen. „Da im Noviziat natürlich die Person des Ordensgründers von fundamentaler Relevanz ist, wirkt die Begegnung mit Orten, an denen Dominikus lebte und predigte, und auch die Begegnung mit dominikanischem Leben in anderen Ländern Europas als ein elementarer Baustein für die Entscheidungsfindung innerhalb des Berufungsprozesses.“ Gemeinsam mit den drei Dominikanerbrüdern gingen auch drei Schwestern in Formation mit „ihrer“ Magistra auf Wallfahrt.

Die Stationen im Einzelnen

Die Route umfasste folgende Stationen mit ausgewählten Schwerpunkten dominikanischer Lebensfüllung:

24./25. April: La Tourette – Dominikanisches Leben im Umbruch und in der Prägung der théologie nouvelle und architektonischer Beanspruchung – der Konvent von Le Corbusier – Raum und Licht.

26./27. April: Sainte Baume – Zurückgezogenheit und Verehrung der Apostola apostolorum – Maria Magdalena – Stille und Gebet.

28. und 29. April: Caleruega und Gumiel – der eigenwillige stille Geburtsort des Ordensgründers – Charisma des Anfangs.

30. April: Burgo di Osma – Ort des beginnenden Ordenslebens des Gründers und Ort der Priesterweihe – In den Dienst genommen.
Domingo de Silos – Benediktinerabtei nahe des Geburtsortes – Monastische Frömmigkeit der Nachbarschaft.

1. Mai: Segovia – Ort der Konventsgründung durch Dominikus, Grab von Johannes vom Kreuz – aus der Kontemplation leben.

2./3. Mai: Prouilhe – Erste Gemeinschaftsgründung der Predigerbewegung – Keimzelle als Sacra Praedicatio.
Fanjeaux – Epizentrum des Katharismus – ein fast überfordernder Auftrag und eine Vision.

4. Mai: Toulouse – Jacobins, Maison Seilhan und Rangueil – Gehorsam gegenüber Gott und dem Gründer.

5. Mai: Carcassonne – mittelalterliche Burgstadt und Ort der Fastenpredigt 1213 – im Dienste des Bischofs.

6. Mai: Toulouse und Albi – Zwei sehr bedeutende Kathedralen von außergewöhnlicher Ästhetik, Saint Sernin und die Kathedrale von Albi – Schönheit im Tempel des Herrn.

7./8. Mai: Chalais – Nonnenkloster im Schatten der Grande Chartreuse – Liturgie und Gastfreundschaft in wilder Landschaft.

Auf dem Hügel San Jorge in Caleruega (von links): Novize fr. Christoph Urban, Novize fr. Maximilian Maria und Novizenmeister fr. Laurentius Höhn.

Jeder der angesteuerten Orte wurde inhaltlich von den Mitfahrenden „präpariert“ und sollte auch nachhaltige Predigtimpulse des Nachwuchses umfassen. „So konnten die etwa 15-minütigen Impulse etwa ein Bibeltext oder ein Gebet beinhalten, die das Leitthema vor Ort mit unserem aktuellen Leben in einen Bezug bringen“, erklärt fr. Laurentius. „Es ging also nicht um touristische Erklärungen des Ortes.“

Gefragt nach seinen persönlichen Eindrücken während der Wallfahrt, erklärt Novize Frater Christoph: „Mich hat das Charisma des Anfangs richtig gepackt; da zu laufen, zu verweilen und zu beten, wo mit Dominikus uns seinen ersten Gefährten alles begonnen hat, das war sehr inspirierend.“ Und Frater Maximilian Maria resümiert: „Die Wallfahrt war ein wahres Highlight in der Zeit des Noviziats. Ich bin dankbar, in den Spuren der Nachfolge Christi einem so liebenswerten Heiligen zu folgen wie Dominikus.“

In einer E-Mail über OPnews vom 8. Mai 2023 schreibt fr. Laurentius abschließend: „Liebe Schwestern und Brüder, leicht müde nach fast 5000 km in zwei Wochen möchte ich es nicht versäumen, allen für das begleitende Gebet zu danken. (…) Herzlich danke ich stellvertretend für die Möglichkeit und große Freude, diese Wallfahrt durchführen zu können, denn wenn die Ordensjugend in den Konventen fehlt, wird es manchmal auch knapp in der Besetzung.“

Gemeinsam mit den Dominikanerinnen Sr. Ursula, Sr. Gloria, Sr. Filomena und Sr. Clarita.

„Bonjour, ma soeur“

„Bonjour, ma soeur“ – einen Satz, den wir in den letzten Tagen oft zu Hören bekamen. Zusammen mit dem Noviziat unserer Brüder sind wir gerade auf den Spuren des hl. Dominikus in Frankreich und Spanien unterwegs. Frankreich ist so säkularisiert, dass man kaum mehr Ordensleute auf der Straße sieht – umso mehr reagieren die Menschen auf uns, und meistens positiv.“ So beginnt der Tagebucheintrag über die „Dominikanische Studienfahrt Teil I“ im Blog der Arenberger Dominikanerinnen. In drei Teilen berichtet hier Sr. M. Clarita ausführlich, informativ und mit emotionaler Note – das Ganze gespickt mit zahlreichen eindrücklichen Fotos – von den gemeinsamen Reiseerlebnissen. Und sie schließt Tagebucheintrag III mit den Worten: „Chalais war ein wunderbarer Abschluss unserer Reise. Hier das mehrstimmige Stundengebet in der schlichten, aber schönen Kirche zu singen, ließ das Herz höherschlagen. Dankbar für die schöne Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern, für die Menschen, denen wir auf dem Weg begegnet sind, für die dominikanische Familie, den Predigerorden besser kennenlernen zu dürfen, sind nun wieder auf dem Weg nach Hause, um viele Eindrücke und Inspirationen reicher.“

Die Tagebucheinträge „Dominikanische Studienfahrt Teil I-III“ sind nachzulesen unter www.op-schreibt.de.

Fotos: Sr. Ursula Maria Hertewich OP