Für Dominikanerpater Adam Rokosz ist Fotografie nicht nur ein Hobby, es ist vielmehr ein „Bedürfnis des Herzens“. Der 39-Jährige, der bereits mehrere Preise mit seinen Bildern eingeheimst hat, möchte mit seiner Kunst verkündigen und – so die Intention seiner aktuellen, noch bis Oktober laufenden Fotoausstellung „Der nahe Blick“ – zum Zusammenwachsen der 2019 neu gegründeten Berliner Pfarrei St. Elisabeth beitragen. Pater Adam, der der Dominikanerprovinz vom Hl. Albert in Süddeutschland und Österreich angehört, ist hier in der Hauptstadt seit 2020 assigniert.
Nach und nach werden die – anfangs noch verhüllten – Bilder der Ausstellung „Der nahe Blick“ in einigen Räumlichkeiten der Gemeinden gezeigt. So erstreckt sich die Fotoausstellung auf fünf Standorte der Pfarrei, die Anfang 2019 als eine der ersten neuen Pfarreien aus dem pastoralen Prozess des Erzbistums Berlin hervorgegangen ist. Demnach sieht nur derjenige Betrachter die komplette Ausstellung, der alle Standorte auf dem Gebiet von Tiergarten, Moabit und Wedding besucht.
Insgesamt rund 70 Werke
Die Auswahl an profan anmutenden Alltagsmotiven bietet den Interessierten Raum zur kritischen Auseinandersetzung mit den Themen, die aus christlicher Sicht fortwährend aktuell sind. Zu sehen sind sowohl schwarzweiße Silbergelatine Abzüge auf traditionellem Barytpapier, die der Künstler in seiner Dunkelkammer gefertigt hat, als auch großformatige Farbausbelichtungen. Insgesamt umfasst die Schau rund 70 Werke, darunter Auftragsarbeiten, die im Zeitraum von 2003 bis 2022 entstanden sind.
Von klein auf
Die Begeisterung für die Kamera hat der Dominikanerpater schon als Kleinkind gezeigt. In dem Artikel „Von Gänsehaut und Exerzitien“, den Journalistin Cornelia Klaebe für die Pfarrnachrichten von St. Elisabeth geschrieben hat, ist Folgendes zu erfahren: „Die Kamera, berichtet der 39-jährige Ordensmann aus seiner Kindheit im polnischen Racibórz (Ratibor), sei ihm nicht in die Hand gelegt worden, sondern er habe sie ergriffen. Und das schon im Alter von zwei Jahren, als es ihm gelang, eine Schublade zu öffnen und dort eben die Kamera herauszunehmen, die seine Mutter zur Erstkommunion bekommen hatte – und sie dann zerlegte. Die Ausstellungsbesucher erfahren, wie seine Mutter ihn Respekt vor dem kostbaren Material und Bedacht in der Motivauswahl lehrte, als sie ihm als etwa Siebenjährigem eine Filmrolle für 36 Aufnahmen gab und sagte: ,Wenn du die verknipst, bekommst du nie wieder eine.‘ Die Berufung zum Fotografieren, bekennt der junge Priester, der mitten in der Pandemie in der Moabiter Pfarr- und Klosterkirche St. Paulus geweiht wurde, sei wie die Ordensberufung etwas, das sich im Laufe des Lebens langsam herauskristallisiert habe. Erst rückblickend könne man die Entwicklungsschritte entdecken. Ein ,Bedürfnis des Herzens‘ sei ihm die Fotografie.“
Einladung, zu folgen
Pater Adam versucht aber vor allem, seine Fotografie mit seiner Berufung zu verknüpfen: nämlich zu verkündigen. Der studierte Informatiker und Musikwissenschaftler, der nach seinem Studium in Deutschland dem Dominikanerorden beitrat, lädt mit jedem Foto dazu ein, ihm zu folgen. „Ich fotografiere glaubend und hoffend, dass ich das Foto für irgendjemanden mache und dass das Motiv denjenigen näher zu Gott führt“, sagt der Seelsorger. Als Fotograf hat er auch bereits viele seiner Bilder zum Pfarrbrief „Im Namen der Rose“ beigesteuert. Auch bei feierlichen Zeremonien, wie etwa Professen oder Weihen, wird er von seinen Mitbrüdern gern als Fotograf angefragt.
In „Christ und Welt“
Zuletzt war eines seiner Bilder auch in der Ausgabe „Christ und Welt“, einer Beilage der Wochenzeitung „Die Zeit“ (7. Juni 2023), in der Rubrik „Die Bilder meines Lebens“ zu sehen. Für diese Rubrik wird eine Person als Kurator eingeladen, im Laufe des Monats wöchentlich ein Gemälde, eine Fotografie, eine Grafik, eine Skulptur oder auch ein Videostill vorzustellt, das ihr besonders viel bedeutet. Im Monat Juni kuratierte Dominikanerpater Ulrich Engel. Der katholische Theologe, der am Campus für Theologie und Spiritualität Berlin lehrt, wählte für die Kolumne u.a. das 2019 in Wien entstandene Kunstwerk „News“ von Pater Adam aus. Dazu ist in der Beilage zu lesen: „Die Welt aus neuen Blickwinkeln zeigen – das will das ,Alles Leinwand‘-Festival in Wien. Viel ist davon jedoch nicht übrig geblieben: ein paar Buchstaben unter Plakatfetzen, vielfach überklebt und wieder abgerissen. Und ein Augenpaar, das den 1984 geborenen polnischen Fotografen Adam Rokosz OP und die Betrachterinnen und Betrachter des Bildes direkt anschaut. Heute lebt Rokosz im Berliner Dominikanerkloster und erkundet mit seiner Leica vor allem die unscheinbaren Winkel der Stadt.“
Zu den Bildern, oben li.: St. Aloysius-Plakat; oben re.: St. Ansgar-Plakat; Mitte: Pater Adam Rokosz OP und seine Kamera (Foto: Cornelia Klaebe), unten von li.: St. Sebastian-Plakat, St. Paulus-Plakat, St. Aloysius-Plakat.